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Aktienanlage – ist die Skepsis vieler deutscher Anleger berechtigt?

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Silberner Bulle und Bär auf Zeitungsseite

Aktien zählen ohne Zweifel zu den ältesten Anlageformen, denn schon vor mehr als 100 Jahren konnten Anleger die Wertpapiere an der Börse handeln und so im besten Fall gute Gewinne erzielen. Weltweit werden über 10.000 unterschiedliche Wertpapiere aus der Kategorie Aktien an den Märkten gehandelt. Trotzdem gehört Deutschland nach wie vor zu den Ländern, in denen die Anleger den Anteilen der Aktiengesellschaften äußerst kritisch gegenüberstehen, wenn es um eine Geldanlage geht. Woran dies liegt und ob diese Skepsis vieler deutscher Anleger berechtigt ist, erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag.

Warum gelten die Bundesbürger allgemein als Aktienmuffel?

Nicht selten fällt im Zusammenhang mit der Frage, wie es bei den Deutschen mit dem Investment in Aktien aussieht, der Begriff Aktienmuffel. Der Grund besteht zunächst einmal darin, dass hierzulande weniger als 30 Prozent der Anleger überhaupt schon einmal Aktien oder Aktienfonds im Depot hatten. In manch anderen Staaten ist diese Quote deutlich höher und liegt teilweise sogar bei rund 80 Prozent. Aus Sicht der Experten gibt es mehrere Gründe, warum hierzulande zahlreiche Anleger den Wertpapieren äußerst skeptisch gegenüberstehen.

So ist beispielsweise das Sicherheitsbedürfnis der Bundesbürger im internationalen Vergleich besonders hoch. Dies sieht man eben nicht nur an zahlreichen Versicherungen, die in den Haushalten vorhanden sind, sondern ebenfalls an der Wahl der Geldanlage. So lagern die Deutschen beispielsweise trotz der Niedrigzinsphase, und den damit verbundenen geringen Renditen, über eine Billion Euro auf Tagesgeld-, Festgeld- und Girokonten. Aktien sehen viele Anleger als sehr risikoreich an, aber auch die teilweise als undurchsichtig geltende Marktgeschehnisse an den Börsen sorgen dafür, dass viele Anleger schlichtweg kein Vertrauen in die Wertpapiere haben.

 Struktur des Geldvermögens der privaten Haushalte in Deutschland im Jahr 2016

Wie sicher sind Aktien wirklich?

Wie zuvor erwähnt, besteht ein Hauptgrund dafür, dass sich zahlreiche deutsche Anleger nicht an das Thema Aktien heran trauen, in der Angst vor hohen Verlusten. Daher ist zunächst die Frage zu klären, wie sicher ein Investment in die Wertpapiere eigentlich sein kann. Eins steht fest: Aktien sind natürlich keine so sichere Anlageform wie Tagesgeld, Festgeld oder Spareinlagen. Dies liegt bereits an der Tatsache, dass die Wertpapiere nicht in den Bereich der Einlagensicherung fallen und es keine Garantie gibt, dass Sie Ihr investiertes Kapital zu einem bestimmten Zeitpunkt zurück erhalten. Trotzdem sollten Aktien keineswegs als Spekulation betrachtet werden, denn hier kommt ein entscheidender Faktor hinzu: Ihr persönlicher Anlagehorizont.

Bezüglich der Anlagedauer und Laufzeiten einer Geldanlage werden die folgenden drei Zeiträume voneinander abgegrenzt:

  •  Kurzfristig: bis zu einem Jahr
  •  Mittelfristig: ein bis vier Jahre
  •  Langfristig: über vier Jahre

Wenn Sie sich natürlich bei Aktien die Geschehnisse an den Börsen nur für einen Zeitraum von wenigen Tagen, Wochen oder Monaten betrachten, dann kann es selbstverständlich öfter passieren, dass in den Medien vor allem von Kursverlusten die Rede ist. Bei einer Haltedauer von bis zu vier Jahren ist es allerdings kein langfristiges Investment, sondern Sie spekulieren entweder kurzfristig in die Wertpapiere oder entscheiden sich maximal für eine mittelfristige Geldanlage. Vor diesem Hintergrund ist die Sicherheit der Wertpapiere natürlich nicht gewährleistet, denn innerhalb von wenigen Jahren kann es selbstverständlich durch negative Entwicklung des Kurses zu Verlusten beim Anleger kommen.

Dieses Risiko sinkt allerdings deutlich mit einem längeren Anlagehorizont, der sich zum Beispiel bei 8, 10 oder 15 Jahren bewegt. Die Sicherheit wird dann immer größer, insbesondere bei den Standardwerten, also zum Beispiel bei den DAX-Aktien. Apropos DAX: Untersuchungen haben in der Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass es seit 1987 (Einführung des Deutschen Aktienindex) keinen einzigen Zeitraum von mindestens zwölf Jahren gab, in denen Aktionäre mit deutschen Standardwerten (DAX-Aktien) einen Verlust erleiden mussten. Die spiegelt wieder, dass Aktien unter bestimmten Voraussetzungen und bei einer guten Auswahl durchaus vor dem Hintergrund eines langfristiges Investment keine besonders risikoreiche Geldanlage sind.

Wie kann ich die Sicherheit der Aktienanlage erhöhen?

Beim Investment in Aktien sind Sie als Anleger keineswegs dazu verdammt, nur auf die Sicherheit der gewählten Wertpapiere zu vertrauen. Sie haben durchaus einige Möglichkeiten, wie Sie die Sicherheit aktiv beeinflussen, im Idealfall natürlich erhöhen, können. Zu den geeigneten Maßnahmen, die zumindest dazu dienen, das Risiko der Aktienanlage zu reduzieren, zählen vor allem:

  1.  Diversifikation vornehmen
  2.  Standardwerte wählen
  3.  Stop-Loss-Order als Kursabsicherung
  4.  Analysemöglichkeiten nutzen

Besonders hilfreich ist sicherlich die Diversifikation, die Sie bei einem langfristigen Aktien-Investment ohnehin vornehmen sollten. Verteilen Sie Ihr Kapital nämlich beispielsweise auf fünf oder mehr Wertpapiere, schlagen Verluste einzelner Aktien in deutlich geringerem Umfang zu Buche, als wenn Sie nur einen Aktientitel im Depot hätten.

Was sind die Stärken der Aktien?

Einen immer wieder zu hörenden Kritikpunkt, nämlich dass das Investment in Aktien äußerst risikoreich wäre und die Wertpapiere im Grunde nur zur Spekulation genutzt werden könnten, konnten wir in den vorherigen Abschnitten sicherlich etwas entkräften. Trotzdem sollten Sie sich natürlich nicht nur wegen der langfristig akzeptablen Sicherheit entscheiden, in Aktien zu investieren, sondern die Stärken der Wertpapiere liegen noch auf anderen Gebieten. Zu nennen ist hier sicherlich vor allem die durchschnittlich sehr gute Rendite, denn diese liegt beispielsweise bei den DAX-Aktien auf Grundlage der vergangenen Kursentwicklungen in den letzten 10 bis 30 Jahren zwischen sieben und acht Prozent jährlich.

Eine weitere Eigenschaft, die definitiv für ein Investment in die Wertpapiere spricht, ist die schnelle Verfügbarkeit Ihres Kapitals. Die weitaus meisten Aktien, falls es sich nicht um sehr exotische Wertpapiere handelt, die eine sehr geringe Marktkapitalisierung haben, lassen sich nämlich börsentäglich schnell und problemlos veräußern. Die Flexibilität ist ohnehin eine Stärke der Wertpapiere, denn Sie können aus einer Vielzahl an Aktien wählen, beliebig viel Kapital in den einzelnen Aktienwert investieren und natürlich jederzeit Aktien kaufen und verkaufen.

In der Übersicht sind es demzufolge einige Vorzüge, durch die sich Aktien auszeichnen, nämlich:

  •  Durchschnittlich sehr gute Rendite
  •  Schnelle Verfügbarkeit des Kapitals
  •  Hohe Flexibilität
  •  Zum Vermögensaufbau und zur Kapitalanlage geeignet

Fazit: Aktienanlage besser als ihr Ruf

Als Fazit zu den vorherigen Ausführungen lässt sich zweifellos feststellen, dass die große Skepsis zahlreicher deutscher Anleger, was die Aktien als Geldanlage betrifft, zu größeren Teilen unberechtigt bzw. übertrieben ist. Zwar sind Aktien naturgemäß nicht so sicher wie Bundeswertpapiere, Tagesgeld- oder Festgeldkonten, aber das Risiko wird auf der anderen Seite oft als deutlich zu hoch eingeschätzt. Besonders bei einem langfristigen Investment spielen vorübergehende Kursverluste kaum eine Rolle und Anleger haben verschiedene Möglichkeiten, aktiv Einfluss auf das Risiko zu nehmen.

Dazu zählen beispielsweise die Streuung des Kapitals auf mehrere Aktienwerte, eine gute Auswahl von Standardwerten sowie die Stop-Loss-Order zur Kursabsicherung. Hinzu kommen die Stärken der Wertpapiere, insbesondere eine überdurchschnittliche Rendite und schnelle Verfügbarkeit des Kapitals, die Aktien als Geldanlage eigentlich sehr attraktiv machen. Daher sollten sich durchaus mehr deutsche Anleger an die Wertpapiere herantrauen, zumal Aktien in anderen Ländern bereits seit vielen Jahren sogar ein wichtiger Teil der privaten Altersvorsorge und teilweise sogar der staatlich geförderten Rentenvorsorge sind.

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